The Taming of the Shrew
Das Projekt 'Two casts, two countries, one play'
Andrew Thomas vom Merthyr Tydfil College in Merthyr Tydfil, Wales, ist ein ehemaliger Schauspieler, der jetzt Unterricht in
'Performing Arts' und Musik erteilt, was direkt auf eine weitere Ausbildung der Schüler an Schauspiel-schulen in Großbritannien vorbereitet.
Unsere beiden Schulen haben sehr aktive Theatergruppen, die gemeinsame Projekte in englischer Sprache durch-führen, da in der walisischen Schule kein Deutsch unterrichtet wird. Wir haben William
Shakespeares The Taming of the Shrew separat inszeniert, dabei aber eine übereinstimmende Interpretation und den gleichen, gekürzten Text verwendet.
Die Kursteilnehmer aus Wales arbeiten im Rahmen ihres Unterrichtsbesuchs an Dramen. Da das College für Erwachsenenbildung eingerichtet ist, sind die Hörer über 16 Jahre alt und zum Teil deutlich älter. Alle Schüler beider Schulen haben vornehmlich als Schauspieler auf der Bühne gestanden, aber auch bei anderen Aufgaben mitgewirkt (Inspizienten, Assistenten, Kostüme, Beleuchtung).
Mehrere Lehrer des walisischen Colleges haben Rollen übernommen, während in der Berliner Gruppe der Souffleur eine Rolle übernahm, nachdem ein Schüler wegen seiner Einberufung zum Zivildienst nicht mit auf die Reise nach Wales gehen durfte. Ansonsten waren die Lehrer als Organisatoren, Regisseure, Souffleure, Sprachtrainer, Techniker und Bühnenbauer beteiligt.
Berliner Eltern haben als Sponsoren gewirkt, so wurde Stoff für die Kulissenvorhänge gespendet und vom Förder-verein der Schule für fünf Schüler Zuschüsse zu den Reisekosten gewährt.
Wir haben viel Zuspruch bekommen, positive Rückmel-dungen und begeisterte Zuschauer gehabt und nicht nur internationale Beziehungen gepflegt, sondern auch junge Menschen für das Theater begeistern können. Gleichzeitig wurde den Schülern die Chance geboten, von einer Fremdsprache auf höchst intensive Weise Gebrauch zu machen. Zur Profilierung und Entwicklung unserer Schulen haben wir auch dadurch beigetragen, dass schulfremde Institutionen über uns berichtet haben, nicht zuletzt der Berliner Regierende Bürgermeister in der Broschüre Europa beispielhaft und das Times Educational Supplement.
Bericht einer Teilnehmerin über den gesamten Austausch
Als ich damals erfahren habe, dass wir mit den Walisern gemeinsam dieses Projekt durchführen würden, war ich komplett aus dem Häuschen.
Die Tatsache, dass wir Shakespeare Players es tatsächlich so weit geschafft hatten, in Großbritannien zu spielen, war eine Sensation und wir sind unheimlich stolz darauf, dass wir drüben
auftreten durften und die Waliser bei uns empfangen haben.
Sie sollten sich mit demselben Stück und Skript befassen und ehrlich gesagt machte sich bei mir neben der Aufregung auch ein wenig Unsicherheit breit. Schließlich hatten wir es hier mit
Muttersprachlern zu tun, die mit Shakespeare groß geworden waren! Würden sie vor Lachen von ihren Stühlen kippen, wenn wir z.B. 'love' wie 'laugh' aussprechen würden? Andererseits war ich auch
sehr neugierig auf die Art und Weise, wie die Waliser das Stück umsetzen würden. Eins war klar, an Motivation hat es uns nicht gefehlt.
Die Shakespeare Players waren also entschlossen, - wie immer -, eine super Performance hinzulegen und nicht zuletzt mit ihrem Englisch zu glänzen.
Bei den Proben lief alles routiniert, mal haben wir einzeln überlegt, wie wir unsere Szenen gestalten können, mal in kleineren Gruppen Ideen entwickelt, dann kamen wir wieder alle zusammen und haben
das Ganze zusammen-gefügt. Unheimlich große Unterstützung, Ideen- und Energiequelle war dabei unsere Regisseurin Martina Baasner. Man weiß nicht, woher sie so viel Elan und Fantasie mitbringt,
aber eines ist klar: Die Dame wird nicht umsonst Berlin’s 'Greatest Shakespeare Enthusiast' genannt. Wir haben ihre Kritiken, Anregungen und Anweisungen entgegengenommen und so konnten wir
letztendlich (trotz unzähliger protestuntermauerter "So, jetzt fangen wir noch mal das Ganze von vorne an") mit Sicherheit von uns sagen, dass jeder einzelne Charakter einzigartig und mit viel Liebe
'zubereitet' und ein echter Hingucker war. Große Ereignisse für uns, die uns mit einer großen Ladung Selbstvertrauen versorgt haben, waren sicherlich, als die BBC Worldclass und Uk-German Connection
je einen Bericht über unseren Austausch mit dem Merthyr Tydfil College veröffentlichten. Sehr dankbar waren wir außerdem dafür, dass ein Teil unserer Reise-kosten nach Wales gesponsort wurde.
Dank Peter Baasner, unserem ständigen Unterstützer und Lebensretter, wenn der Text hier und da (mal wieder) nicht da und die Aussprache nicht sehr amusing war, hatten die Shakespeare Players nichts
zu befürchten.
Unsere Partnertruppe konnten wir währenddessen auf einer extra eingerichteten Homepage kennenlernen. Wir konnten es also kaum erwarten, bis es endlich losging und waren sehr neugierig. Wie hatten die
Waliser die Szenen umge-setzt? War der Schneider bei ihnen genauso … bunt wie bei uns? Wie hatten sie Petruchio in der Hochzeitsszene gekleidet, und vor allem: Würden sie unsere Idee, ihn nur mit
einem Slip, der mit der Großbritannienflagge bedruckt war, zu kleiden, genauso lustig finden wie wir?
Im Juni durften wir unsere Partnertruppe dann endlich bei uns willkommen heißen. Erleichtert stellten wir fest, dass es eine sehr nette Truppe war, die nicht über eventuelle Sprachfehler lachte.
Einen Teil von ihnen kannten wir ja schon vom letzten Jahr. Als wir ihre Version des Stückes sahen, hatten wir unheimlich viel Spaß und fanden einiges wieder, was auch wir eingebaut hatten. Aber
eigentlich konnten wir sehen, wie unterschiedlich man doch tatsäch-lich ein und dasselbe Skript umsetzen konnte. Am folgen-den Tag versammelten wir uns alle, um unsere Interpreta-tionen der Story zu
diskutieren, wobei wir Shakespeare Players vorsichtig sein mussten.
Es durfte nicht zu viel verraten werden, denn wir würden unsere Version ja erst im Juli in Wales präsentieren. So hatte uns der Besuch unserer Partnertruppe gewiss noch einmal für die letzte Runde
motiviert und wir waren bereit, als eine deutsche Gruppe in Großbritannien Shakespeare aufzuführen!
Anfang Juli reisten wir also nach Wales. Zunächst einmal mussten wir uns natürlich mit der unheimlich professio-nellen Theaterbühne des Colleges vertraut machen und unsere Auf- und Abgänge eventuell
neu arrangieren und unsere Requisiten unterbringen.
Außerdem musste unser Bühnenbild, welches aus drei Vorhängen bestand, montiert werden.
Am großen Abend der Aufführung waren wir allesamt sehr aufgeregt. Würde genug Publikum kommen?
Ja, es kam Publikum, alles lief glatt und wir hörten viel positive Kritik. Außerdem fanden auch die Waliser Petruchios GB-pant sehr amüsant.
Am selben Abend gingen wir gemeinsam mit unserer Partnergruppe, die sehr freundlich und offen war, in einen Pub und waren froh, dass wir unser Projekt so erfolgreich über die Bühne gebracht
hatten.
In der übrigen Zeit, die uns in Wales blieb, waren wir viel unterwegs. Wir waren in Swansea, im Oystermouth Castle und sind sogar in einem Kohlebergwerk gewesen, wo es tief in die Mine ging. Die
wunderschöne Landschaft Wales konnten wir bestaunen, als wie mit der Eisenbahn durch den Brecon Beacons National Park fuhren.
Mein persönliches Highlight war, als der Regisseur der walisischen Truppe, Andrew Thomas, den Shakespeare Players im 'Gemeinschaftsraum' unseres Hotels mit uns ein sogenanntes Pub Quiz spielte. In
diesem Spiel ging es um alles Mögliche, Shakespeare-Wissen war genauso gefragt wie moderne Popmusik, am Ende wurden die Leistungen mit Preisen belohnt.
Überhaupt haben Andrew Thomas und Paul Shankland uns während unseres ganzen Aufenthalts sehr aufmerksam und gastfreundlich betreut.
Im Rahmen dieser Partnerschaft haben wir sehr viel gelernt und positive Erfahrungen gemacht, haben neue Freunde gefunden, konnten uns vor einem Publikum mit einem ganz anderen Background präsentieren
und sind uns selbst als Gruppe wieder ein Stück näher gerückt, sodass wir uns sehr auf das Weiterbestehen der Freundschaft zu unserem walisischen College freuen.
Dilara (Bianca)